Journal of Music

Der Sieger beim Queen Elisabeth Wettbewerb

Nikolaj Znaider

Nikolaj Znaider ist ein 22jähriger Violinist, der in Juni in Belgien, in Brüssel beim Queen Elisabeth Wettbewerb den 1 Platz erreicht hat. Seine Eltern kommen aus Polen. Er selbst ist in Dänemark aufgewachsen und ist heute Schüler bei Prof Boris Kuschnir am Konservatorium der Stadt Wien und mit dem jungen Violinisten Julian Rachlin befreundet. Der Queen Elisabeth Wettbewerb ist der längste (5 Wochen) und härteste Wettbewerb. Znaider hat mit dem 1 Platz 170.000 Schilling, eine Stradivari, die ihm vier Jahre zur Verfugung steht, und die Unterstützung von dem berühmten „Event von Niederland“ bekommen, der all seine Konzerte planen und organisieren wird.

Im Vergleich zu den meisten anderen, die in ihrer Entscheidung zur Musik von den Eltern beeinflußt worden waren, sind seine Eltern nicht Musiker, sondern Musikliebhaber. Sein Großvater hegte den Traum, Violinist zu werden. Doch er konnte seinen Traum wegen seiner Armut nicht verwirklichen.

Glücklicherweise konnte ich sehen, wie er sich ab 1994 bei Prof .Kuschnir entwickelt hat und kann mich auch erinnern, wie gerührt das Publikum bei vielen seiner Konzerte war. Ich habe den intelligenten aber dennoch bescheidenen jungen Violinisten gefragt, was seine Musikwelt ist, welche Erfahrungen er mit Prof. Kuschnir gemacht hat und wie er den Sieg beim Queen Elisabeth Wettbewerb empfindet. An dieser Stelle möchte ich noch sagen, daß ich sehr hoffe, daß das koreanische Publikum bald das Konzert von diesem Jungen hören kann, zudem er schon geplant hat, in Japan zu spielen.

Gratuliere! Was ist durch diesen Wettbewerb anders geworden?

In einer Nacht ist alles anders geworden. Als mein Name als Sieger genannt wurde, hat sich mein Leben geändert. Innerlich haben mein Spiel, die Idee und die Welt der Musik geändert, und äußerlich ist es noch stärker merkbar. Ich werde mit guten Events zusammen arbeiten und habe plötzlich viele Konzerte und plane auch Aufnahmen. Jetzt muß ich viele Stücke in kürzerer Zeit einüben. Es ist eine schwierige Arbeit. Ein Wettbewerb gehört auch zu der schwierigen Zeit. Ich habe mich für den Wettbewerb seit Jänner intensiv vorbereitet und mich 2 Monate davor nur darauf konzentriert. Natürlich mußte ich vieles diesem Sieg opfern. Bis zum Sonnenaufgang habe ich alleine geübt und abends oft bis 2 oder 3 Uhr in der Früh mit Prof. Kuschnir zusammen geübt. Mein Professor hat noch mit mir gearbeitet, nachdem er tagsüber durchgehend unterrichtet hatte. Dieser Wettbewerb dauerte 5 Wochen lang. Dort habe ich mit meinem Professor bis zum Finale weitergeübt. Es war eine besondere Erfahrung: das spartanische Oben, die Massenmedien, Müdigkeit und wenn ich auf der Bühne spielte, hatte es wegen der Scheinwerferbeleuchtung über 35°C. Aber das machte mir nichts aus, weil es mir wichtig war, bis zum Ende mein Bestes zu geben. Auf jeden Fall hat diese Zeitfür mich viele Erfahrungen und Veränderungen gebracht.

Welche Unterstützung haben Sie durch den Wettbewerb bekommen?

Was ich bekommen habe, ist die Möglichkeit öffentlich spielen zu dürfen und daß ich Aufnahmen machen Ich bin ja eigentlich kein besonderer Mensch. Erst nach dem Gewinn habe ich die Möglichkeit und die Chance bekommen. Die Konzerte, die ich jetzt mache, sind die Chance, nur als Debüt ohne Garantie spielen zu können. Alles ist interessant für mich.

Ist das eine zu direkt, wenn ich so frage? Haben Sie geahnt, daß Sie siegen werden?

Ja. !eh habe es angenommen. Aber man kann vor einem Wettbewerb nie wissen, wie das Ergebnis schließlich aussehen wird Ich dachte nur, es besteht auch eine Chance für den 1. Platz.

Wer waren die Juroren?

Insgesamt waren es 14 Leute. Mehnuin, der erste Juror, Viktor aus München, der ehemalige Sieger von diesem Wettbewerb außerdem gab es noch Juroren aus den Ländern Finnland und Japan. Und der Bürgermeister von Brüssel war auch anwesend.

Von wem haben Sie den Unterricht genommen, bevor Sie den jetzigen Prof. Kuschnir getroffen haben?

Nachdem ich mit dem Alter 7 Violine angefangen habe, spielte ich vor dem Prof. vor, der erste Lehrer von Fingers Zuckermann war, als ich 9 war. Damals hat der Prof. Höher meine Begabung gefunden und mir gesagt, daß ich sein Schüler sein sollte. Aber ich konnte nicht sein Schüler werden, weil meine Familie damals in Dänemark waren und ich zu jung, in Israel allein zu leben war. Im Dänemark Konservatorium nahm ich bis 16 von Prof. Mila Unterricht. Der war ein toller Lehrer. Danach siegte ich beim Nilson Wettbewerb und lernte von
Prof. Dorossi aus New York für ca. 1 1/2 Jahre. Weil der Prof. Dorossi so viele Schüler gehabt hat, hatten die Schüler sehr wenige Chance, Unterricht zu bekommen, bzw. I mal in 3-6 Monaten. Obwohl ich von ihm 1 Mal pro Woche Unterricht bekommen konnte, war dasfür mich eine harte Zeit, weil die Richtung anders war, was ich strebe und er will. Da habe ich das Konzert von Julian Rachlin gehört. Wie wir wissen, ist er ein extrem talentierter Junge. Aber ich habe die andere Seite von ihm gesehen, daß er ein gut trainierter Schüler vom Lehrer war, und die linke Hand, rechte Hand und Musikbasis sehr gut und stark gebaut hat. Nach dem Konzert habe ich ihn in einem Kaffeehaus gefragt, wer sein Lehrer ist, und wie er lernt. Danach habe ich vor Prof. Kuschnir vorgespielt. Das hat in 1994 geschehen. Prof Kuschnir hat mir gesagt, daß ich solistische Begabung habe und einige Kleinigkeiten verbessern sollte. Er ist ein phantastischer Professor. Er hat meine versteckte Seite gefunden und geführt, die ich selber nicht gewußt habe. Er hat nicht „Du mußt so spielen“ gesagt, sondern meinen Charakter und meine Gedanken verlangt. Es gibt kaum solche Professoren.

Was für ein Problem haben Sie gehabt, bevor Sie den Unterricht vom Prof. Kuschnir genommen haben?

Es waren die Probleme über Ausdrücken. Genauer gesagt — über Ton. Es genügt nicht nur mit der Begabung. Wie man einen Ton macht, wie man mit dem Technik, dem Kopf und dem Herz einen Ton schafft, hat das niemand mich beigebracht. Mann kann sagen, daß es ein exakt zuammengesetztes Werkzeug ist. !eh mußte herausfinden, wie man mit diesem Werkzeug die Farbe der Töne schafft. Als ich zu Prof. Kuschnir kam, fing ich mit der offene Saite nochmals an. Natürlich habe ich am Anfang die exakte Technik gelernt. Der Bogen so, der erste Finger so, der dritter Finger so, der Ellbogen und die Handgelenke so… Pro Tag habe ich 7 Stunden geübt.

Wenn es fertig ist, muß man noch weiter sehen können. In nächster Stufe hilft das Leben selber von Jeder. Die Traurigkeit, die Freude, die Ängstlichkeit… zu lieben, zu streiten mit den Eltern, Sport zu machen, ins Kino zu gehen etc. so etwas braucht man. Wenn man nicht von diesem Gedanke ’nur Musik, nur Übung‘ ablassen kann, kann man sich nicht mehr entwickeln. Man sollte immer die verschiedene Musikinterpretation aus eigenem Leben ausdrücken können, und dadurch wird sich man von ‚ein talentierter Junge ‚ bis ernsthafter ‚Musiker‘ verändern.

Was könnte ein größte Lehre von Prof. Kuschnir sein?

Einfach Alles. Von der technischen Geschicklichkeit (die er ohne Nachsicht verlangt, das Ziel zu erreichen.) bis zur musikalischen Darstellung. Ich glaube, das war für ihn auch eine sehr mühsame Arbeit.

Sind Sie auch von Julian Rachlin beeinflußt worden?

Selbstverständlich!! Der ist mein bester Freund und große Hilfe. Er hat nicht für sich selber gespart, was er hat, bzw. seine Kenntnisse, die Erfahrungen von der Konzerten als Solist, sondern mir den Rat gegeben. Auch seine Mutter. (Seine Mutter ist die Begleiterin am Wiener Konservatorium.)

Vor dem Wettbewerb habe ich auch manchmal mit seiner Mutter bis späten Nacht zusammen geübt. Ich, der Professor, Julian und seine Mutter — diese 4 Leute waren ein Team für den Wettbewerb. Ich denke, daß die Schüler ziemlich fertig waren, die ohne den Lehrer oder die ohne Hilfe alleine gekommen sind Beim Finale des Wettbewerb war Julian in New York für sein Konzert und seine Mutter war für mein Spiel im Saal in Brüssel. Julian hat das Mobiltelefon von seiner Mutter angerufen und mein Finalespiel live gehört. Er hofft von ganzem Herzen, daß ich Erfolg habe. Ein Violinist der einem anderen Violinisten ‚Guten Erfolg‘ wünscht gibt es kaum.

Als ich gesiegt habe, hat Julian sich mehr als ich gefreut.

Welche Interpretation ist für Sie wichtiger? Von Ihnen oder von Professor Kuschnir?

Fast gleich. Das Stück, das ich zum ersten mal mit Prof. Kuschnir gelernt habe, war das Saent-Saens Konzert. Der Professor hat jeden einzeln Ton erzählt, wie ich es spielen sollte. Einfach alles sogar bis hin zur Tonstärke. Jetzt macht er das natürlich nicht mehr so. Aber er korrigiert meine Fehler und erklärt sehr viel über die Musikinterpretation. Ich akzeptiere fast alles, weil ich ihm vertraue.

Was ist Ihr Lieblingsstück und schwierigstes Stück?

Ich mag die romantische Musik. Sibelius, Bruch, Brahms, Saent-Saens etc. Aber natürlich, man muss auch die Stücke anderer Zeiten kennen und spielen können. Was ich immer schwer zu spielen gefunden habe, ist Bach. Die Sonate ohne Begleitung oder die Partita ist wirklich eine schwierige Arbeit. Auch Mozart. Man kann nicht Mozart wie Sibelius spielen. Die Stücke aller Epochen müssen Gleichgewicht halten.

Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

Alle Violinisten haben natürlich ihre Lieblingsspieler. Für mich ist es Heipetz. Manche Leute mögen sein Spiel nicht. Aber ich finde, er ist so ein toller Spieler, den man mit niemanden vergleichen kann. Er ist das ein und alles und einzigartig. Ich kann noch andere nennen, Oistrach, Schering, Zuckermann, Vengerov etc. Auch Rachlin ist ein guter Spieler, bevor ich ihn Freund nenne. Die Anne Sophie Mutter mag ich auch. Sie spielt mit dem starken individuellen Charakter (Es gibt Leute, die sie deswegen nicht mögen.), aktivem Kopf und Herz. Wenn ich Mutter sage, kann ich Zimmermann auch nicht vergessen. Seine neue Brahms-Konzert-Aufnahme ist phantastisch!

Was bereiten Sie für ein gutes Spiel vor?

Am Anfang übe ich immer am Konservatorium mit dem Klavier. Aber es ist nicht so eine angenehme Arbeit. Der Schall ist nicht gut. Der Professor sitzt vor mir, um mich auf meine Fehler aufmerksam zu machen… (Lächeln). Und ich studiere mich selbst mit der Video Kamera und der Kassette, was gut oder Schlecht ist, was ich ändem soll und wo ich weiter machen oder aufhören soll…

Ehrlich gesagt — Ich habe nicht besonderen Druck vor dem großen Konzert, weil das Publikum meistens eine gute Beziehung mit mir hält

Reporterin: Jee-Wook JO
Übersetzerin: Young-Joo RHO

8/1997

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